Als der stellvertretende Kommandeur der russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte, Kirill Makarow, kürzlich bekanntgab, die Armee habe Abwehrraketensysteme vom Typ Panzir in der Arktis stationiert, berichteten die Medien von einem neuen Kapitel des sich verschärfenden Konflikts um diese rohstoffreiche Region. Was jedoch kaum Beachtung fand, war, dass Makarow betonte, es gehe um den Schutz der Nordflanke des Landes. Im Klartext heißt das, Russland rechnet mit einem NATO-Angriff auf Russland.
In Vorbereitung auf einen möglichen NATO-Angriff will Russland auch Kampfjets des Typs MiG-31 in die Region verlegen. Auf der Insel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer ist ein Frühwarnsystem geplant. Auf der Inselgruppe Franz-Josef-Land wird gerade eine Marine-Anlage gebaut. Die nahe der Grenze zu Norwegen stationierte Nordflotte plant zudem in der Region östlich von Spitzbergen mehrere »Objekte«, kündigte Armeesprecher Wadim Serga in der Nachrichtenagentur Tass an.
Generalmajor Makarow sagte aber noch einen entscheidenden – und in der Berichterstattung vernachlässigten – Satz:
In nur fünf Jahren seien im US-Programm »Prompt Global Strike« 8000 Marschflugkörper einsatzbereit − auch gegen Russland.
Genau diese Entwicklung habe ich in meinem Buch Der Dritte Weltkrieg – Schlachtfeld Europa beschrieben. Was mich jedoch verwundert: Vor lauter Friedenssehnsucht nehmen wir gar nicht mehr wahr, dass in allen Regionen Europas bereits Truppenaufmärsche stattfinden. Wie soeben in der Arktis.
Im Buch hatte ich geschrieben:
»Russland erschließt immer intensiver diese aussichtsreiche Region, fasst dort wieder Fuß und muss dort alle Hebel haben, um seine Sicherheit und seine nationalen Interessen zu schützen«, sagte Putin 2013 auf einem Kollegium des Verteidigungsministeriums.
Am 15. Oktober 2013 meldete die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti: Spezialeinheiten der russischen Armee haben erstmals eine neue Taktik für Kämpfe in der Arktis erprobt. Wie Oleg Kotschetkow, Sprecher des russischen Militärbezirks West, zu der russischen Nachrichtenagentur sagte, haben die Aufklärungstrupps der Spezialeinheiten auf der Halbinsel Kola im hohen NordenRusslands ein Experiment gestartet: Das neuartige Programm simuliert Kampfhandlungen im bergigen Polargebiet.
»Kampftrainings mit Elementen der Bergsteigerei unter Bedingungen des extremen Nordens sind eine neue Erfahrung für die Aufklärungseinheiten, die normalerweise in den Bergen Südrusslands trainieren«,
so Kotschetkow.
Interessant dazu ist eine Meldung der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti am 7. Mai 2014, in der es heißt: Das Pentagon hat laut US-Verteidigungsminister Chuck Hagel die Absicht, in der Arktisregion, wo es ein Potential für Konflikte gibt, festen Fuß zu fassen.
»Das Schmelzen gigantischer Eismassive bietet Möglichkeiten für die Eröffnung neuer Seewege und die Erkundung von Naturressourcen für die Energiewirtschaft und den Handel mit einem gefährlichen Potential für einen Konflikt in der Arktis«, sagte Hagel in Chicago im Council on Global Affairs, wie RIA Novosti berichtet.
»Das Verteidigungsministerium festigt seine Präsenz in der Region und prüft die Frage, welche Möglichkeiten wir für Handlungen in dieser Region in der Zukunft brauchen«,
so der Pentagon-Chef.
Die Neuauflage des Kalten Krieges
Nun wird wieder aufgerüstet. Ein Flugplatz auf den Neusibirischen Inseln wurde instand gesetzt, ein weiterer auf der Inselgruppe Nowaja Semlja, in deren Nähe die Sowjetunion ihre Atombomben testete. Um einen Angriff der USA rechtzeitig zu erkennen, würden neue Radaranlagen und Abfangsysteme aufgebaut, kündigte Makarow an (siehe oben). Das ergänzt die Aufrüstung an der Westgrenze. Im März hatte das Verteidigungsministerium bekannt gegeben, dass Iskander-Raketen in das Gebiet Kaliningrad Königsberg verlegt wurden. Sie können mit Atomsprengköpfen bestückt werden.
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